18. Netzwerkkonferenz

„Produktentwicklung als Hebel für Ressourceneffizienz – Potenziale im Dialog zwischen Politik, produzierenden Unternehmen und Recyclingwirtschaft“

Ort: VKU Forum, Berlin
Datum: 05.12.2016

Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft kamen zur 18. NeRess-Konferenz unter dem Titel „Produktentwicklung als Hebel für Ressourceneffizienz – Potenziale im Dialog zwischen Politik, produzierenden Unternehmen und Recyclingwirtschaft“ am 05. Dezember 2016 im VKU-Forum in Berlin zusammen.

Dr. Martin Vogt, Geschäftsführer der VDI Zentrum Ressourceneffizienz GmbH (VDI ZRE), eröffnete die Veranstaltung mit einer kurzen Einführung in das Thema. Es sei wichtig, bereits früh in der Wertschöpfungskette die Aspekte Ressourceneffizienz und Recyclingfreundlichkeit zu berücksichtigen.

Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, fasste die wesentlichen politischen Entwicklungen zur Ressourceneffizienz im Jahr 2016 zusammen. Neben der Verabschiedung des Ressourceneffizienzprogramms ProgRess II, der Weiterentwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie und dem Entwurf des Verpackungsgesetzes sei das Thema mit dem europäischen Kreislaufwirtschaftspaket sowie der G7 und der G20 auch außerhalb Deutschlands vermehrt in den Fokus gerückt und verankert worden. Darüber hinaus ging Pronold auf die Bedeutung des Produktdesigns ein. So würden 70 bis 80 Prozent der Umweltwirkungen allein durch das Design festgelegt. Produkterläuterungen u.a. hinsichtlich der Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit auf den Verpackungen könnten zu einem nachhaltigeren Konsum beitragen.

„Design for Resource Efficiency“ - Relevanz der Produktentwicklung

Tom Buchert von der Technischen Universität Berlin erläuterte in seinem Vortrag zum Thema „Ressourceneffizienzaspekte in der Produktentwicklung“ zunächst den Beitrag der Produktentwicklung zur Optimierung der Ressourceneffizienz. Desweiteren stellte er Möglichkeiten zur Entscheidungsunterstützung für Entwicklungsingenieure vor, wie u.a. den Ansatz des „Design Decision Support Assistant“, der dem Anwender eine Kombination von Methoden entsprechend individueller Zielstellungen der Ressourceneffizienz erlaubt. Darüber hinaus verwies Buchert auf das große Potenzial der Industrie 4.0 für die Entstehung ressourceneffizienter Produkte. So werde das Digital Twin Verfahren, bei dem ein reales System möglichst exakt digital abgebildet wird, bereits erfolgreich angewendet. Auf diese Weise sei u.a. eine vorausschauende Wartung möglich. 

Gregor Dietz von der SEW-Eurodrive GmbH warf einen Blick auf Ressourceneffizienz durch Prozesskettenanalyse und gab Einblicke  in die praktische Umsetzung von Effizienzmaßnahmen. Er erläuterte anhand von Bildmaterial, wie sich Produktionsschritte im Bereich der Antriebsfertigung effizient und möglicherweise ressourcenschonend entwickelt haben.

Dr. Ruth Brand-Schock von der Enercon GmbH folgte mit einem Vortrag zum Thema „Ressourceneffizienz im Lebensweg von Windenergieanlagen“. Anhand einer Lebenszyklusanalyse zeigte sie auf, dass Windenergieanlagen auch an schwächeren Standorten ein Vielfaches der zur Herstellung aufgewendeten Energie während ihrer Lebensdauer erzeugen. Standortgüte spiele jedoch neben der Laufzeit und der Recyclingquote durchaus eine Rolle bei der Erntequote von Windkraftanlagen, so Brand-Schock. Sie erläuterte, dass die Verlängerung der Laufzeit der am leichtesten umzusetzende Hebel sei, um den Erntefaktor zu erhöhen und Anlagen ressourceneffizient zu betreiben.

Nach dem Mittagessen hatten die Teilnehmer auf dem „Markt der Möglichkeiten“ die Gelegenheit zu Netzwerken und sich über die Angebote der Aussteller zu informieren.

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„Design for Recycling“ – Recyclingfreundliches Produktdesign

Am Nachmittag des Veranstaltungstages sprach Herwart Wilms von der Remondis Assets & Services GmbH & Co. KG über recyclingfreundliches Produktdesign aus der Perspektive der Recyclingwirtschaft. Er betonte die herausragende Bedeutung des Vorausdenkens späterer Recyclingmöglichkeiten von Produkten und Materialien beim Produktdesign. Mögliche Hemmnisse für die Recyclingfähigkeit könnten eine mangelnde Priorität des Themas in Unternehmen sowie wenig Anreize und mangelnde Informationen für den Verbraucher sein. Zudem fehle es an einem „einfachen“ Label für die Recyclingfähigkeit von Produkten, so Wilms.

Prof. Dr. Dr. h.c. Markus Reuter vom Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie stellte in seinem Vortrag eine durchgeführte Bewertung der Ressourceneffizienz am Beispiel von LED-Lampen vor. In der Vorgehensweise wurden verschiedene Konstruktionen sowie Materialzusammensetzung untersucht und simuliert. Prof. Reuter betonte dabei, dass für den Vergleich komplexer Produkte auch komplexe Simulationen notwendig seien. Durch Simulationen unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus ließen sich bereits in der Entwicklungsphase von Produkten Konstruktion und Materialauswahl hinsichtlich der Recyclingfähigkeit optimieren. Da aufgrund technischer und chemischer Einschränkungen nicht alle Bestandteile vollständig zurückgewonnen werden könnten, sei eine Betrachtung von Recyclingprozessen auf metallurgischer Ebene notwendig, um ein ressourceneffizientes Recycling zu realisieren.

Dirk Jepsen von der Ökopol Institut für Ökologie und Politik GmbH sprach über das Thema „Ressourceneffizienz und Recyclierbarkeit als Aspekte einer intelligenten Produktgestaltung“. Er wies darauf hin, dass das Ökodesign komplexer Produkte und ihrer Wertschöpfungsketten ein unverzichtbares Element in Ressourceneffizienzstrategien sei. Mangelndes Prozess- und Materialwissen, innerbetriebliche Komplexität sowie fehlende Treiber und Anreize machten es Unternehmen oft schwer, wirksames „Design for Resource Efficiency“ umzusetzen.

Jens Gröger vom Öko-Institut e.V. referierte zum Thema „Produktverantwortung der Industrie: Die Rolle der öffentlichen Beschaffung“. Er betonte dabei die Möglichkeit und die Verantwortung der öffentlichen Hand, nachhaltig zu beschaffen und damit zu einem nachhaltigen Konsum beizutragen  (Einkaufsvolumen des öffentlichen Sektors in Deutschland: ca. 19 % des Bruttoinlandsprodukts, in Summe: 480 Mrd. Euro im Jahr 2010). Die öffentliche Beschaffung könne eine direkte Umweltentlastung durch den Einkauf nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen bewirken.

Anschließend folgte eine angeregte Podiumsdiskussion zum Thema „Ressourceneffizienz und Recyclingfähigkeit in der Produktentwicklung“. Dabei sahen die Diskutanten eine Stärkung der Produktverantwortung seitens der Hersteller für unumgänglich. Ebenfalls notwendig sei die Offenlegung verwendeter (Roh-)Materialien von Produkten, um Hinweise auf die Recyclingfähigkeit zu erhalten. Betriebsgeheimnisse könnten dabei durch eine Abstrahierung der Angaben gewahrt bleiben. Ein wesentliches Problem sahen die Diskutanten im häufig mangelnden Wissensaustausch zwischen Produktdesignern und der Recyclingwirtschaft. Darüber hinaus wurde Abfallvermeidung durch kluge Stoffkreisläufe als zentraler Ansatzpunkt in der Entwicklung ressourceneffizienter Produkte identifiziert.

Dr. Harald Bajorat vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sorgte mit seiner Zusammenfassung des Tages für einen runden Abschluss der Veranstaltung. Eine Verankerung von Ressourceneffizienz und Produktentwicklung in allen Bildungsbereichen sei notwendig und stelle eine Möglichkeit dar, zu einem langfristigen Wandel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft beizutragen.

Konferenzflyer

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